Neue Wege in der Abfallwirtschaft: Aus Ideen werden konkrete Maßnahmen

Ein weiterer Schritt zur Neuausrichtung der Kreislaufwirtschaft im Rems-Murr-Kreis ist getan. Die Handlungsfelder der Abfallwirtschaft hatte der Kreistag bereits beraten: Annahmestellen, Abfallvermeidung, Recycling, Klimaschutz und Gebührensystem. Nun haben sich Vorstand und Verwaltungsrat der Abfallwirtschaft Rems-Murr zu einer zweitägigen Klausur getroffen. Dort wurden konkrete Maßnahmen diskutiert, wie sich das Ziel einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Kreislaufwirtschaft erreichen lässt.

Ansichten der Bürgerinnen und Bürger wurden berücksichtigt

In den Diskussionen haben auch die Ansichten und Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger eine große Rolle gespielt. Dazu wurden die Ergebnisse der Umfrage unter den Nutzerinnen und Nutzern der AWRM-Entsorgungseinrichtungen herangezogen. Insgesamt 3.779 Menschen haben an der Umfrage teilgenommen. Sie fand online vom 12. Mai bis zum 31. Mai statt.

„Abfallwirtschaft betrifft jeden einzelnen Haushalt im Rems-Murr-Kreis. Deshalb war uns die Meinung der Bürgerinnen und Bürger wichtig.  Die AWRM setzt auf eine nutzerfreundliche Abfallwirtschaft. Und auf ein zukunftsorientiertes Konzept, das Nachhaltigkeit und Klimaschutz in den Mittelpunkt rückt. In den Beratungen sind wir diesem Ziel ein ganzes Stück nähergekommen“, so Landrat Dr. Sigel.

 

Modernisierung der Annahmestellen für Abfälle und Wertstoffe

Einen Schwerpunkt der Beratungen stellte die Modernisierung der Annahmestellen für Abfälle und Wertstoffe im Rems-Murr-Kreis dar. Das Thema war auch den Bürgerinnen und Bürgern in der Umfrage besonders wichtig. Sie äußerten vor allem drei Wünsche:

  • längere Öffnungszeiten

  •  eine zügige Abwicklung

  •  die Möglichkeit, sehr unterschiedliche Wertstoffe abgeben zu können.

Konkret wurde in den Beratungen der Vorschlag unterbreitet, die Öffnungszeiten der Deponien um rund 35 % zu erhöhen. Die Öffnungszeiten der Recyclinghöfe sollen sogar um 75 % erhöht werden.
Für zwei Deponie-Standorte ist ein Neubau der Wertstoffstation vorgesehen. Das Gleiche ist für mindestens zwei Recyclinghöfe geplant. Durch die Neubauten sollen Abläufe so organisiert werden, dass sich die Wartezeiten spürbar verringern.

Um moderne Annahmestellen bieten zu können, sollen einige kleinere Recyclinghöfe mit benachbarten Höfen zusammengelegt werden. Das hält auch die Gebühren stabil. Dabei wird auf eine gute Erreichbarkeit mit attraktiven Öffnungszeiten geachtet.

 

Abfallvermeidung und Recycling

Neben der Entsorgung hat die AWRM auch die Abfallvermeidung und das Recycling im Blick. Aufklärungskampagnen sollen die Bevölkerung weiter für das Thema Abfallvermeidung sensibilisieren. Und für die Wiederverwendung von noch gebrauchsfähigen Gegenständen sind Kooperationen mit sozialen Einrichtungen geplant. Zum Beispiel auf den Wertstoffstationen der Deponien Winnenden und Backnang. Hier sollen Abgabe- und Verkaufsmöglichkeiten etwa für gut erhaltene Möbel, Elektrogeräte und Fahrräder geschaffen werden. Dafür will die AWRM die entsprechende Infrastruktur zur Verfügung stellen und mit sozialen Einrichtungen zusammenarbeiten.

Die Umfrage zeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger die Gebrauchtwarenkaufhäuser nutzen wird: 92 % der Teilnehmer an der Umfrage würden dort Waren abgeben. Und 56 % können sich auch vorstellen, dort etwas zu kaufen.

 

Mit erneuerbarer Energie für den Klimaschutz

89 % der Bürgerinnen und Bürger gaben in der Umfrage ein klares Votum für den Klimaschutz ab. Auch hier möchte die AWRM investieren. Im Bereich der Deponie „Eichholz“ bei Winnenden soll eine große Freiflächenanlage errichtet werden, um Energie aus Sonne zu gewinnen. Und auf der Deponie Backnang-Steinbach soll die Anlage für die Verwertung des Deponiegases neu gebaut werden. So lässt sich das Gas besser verwerten.

 

Gebührensystem und Digitalisierung

Auch das Gebührensystem kam bei der Klausurtagung auf den Prüfstand. Unter anderem wurden die Vorteile einer Eigentümerveranlagung mit denen einer Haushaltsveranlagung gegeneinander abgewogen. Im Ergebnis soll es bei der bereits bestehenden Haushaltsveranlagung für Privathaushalte bleiben. Die Biomüll- und die Restmülltonnen sollen mit Chips ausgestattet werden. Das erleichtert das Behälter-Management und senkt Kosten. Das zeigen die Erfahrungen anderer Landkreise in Baden-Württemberg, die schon auf die digitale Behältererfassung umgestellt haben. An der grundsätzlichen Struktur der Leerungs- und Jahresgebühr soll jedoch nichts geändert werden. Das gilt auch für die pauschale Gebühr bei der Anlieferung von Sperrmüll-Kleinmengen auf den Deponien. An ihr wird aus zwei Gründen festgehalten: wegen dem Verursacherprinzip und als Anreiz zur Müllvermeidung.

Alle Maßnahmen werden nun weiter ausgearbeitet. Sie münden in das neue Abfallwirtschaftskonzept. Es soll bis Ende des Jahres dem Kreistag zur Beratung und zum Beschluss vorgelegt werden.

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